Gemeindepolitik

Viele Gemeinden sind der Elektromobilität gegenüber aufgeschlossen und wollen „etwas tun“. Aber was ist da vernünftig?

Manche Gemeinden stellen auf dem Marktplatz, meist in Zusammenarbeit mit lokalen Betrieben, eine Lademöglichkeit bereit (Hersbruck, Putzbrunn, ..). Früher waren das nur Schukosteckdosen, heute kommen langsam mehr und mehr die Typ 2 Stecker in Mode.

Es gibt Gemeinden, die haben eine Lademöglichkeit mit zwei Teilen aufgebaut: die eine Seite versorgt die Gemeinde-eigenen Fahrzeuge, die andere steht für Bürger und Gäste zur Verfügung.

Letztlich muss sich jede Gemeinde überlegen, welche Rolle sie spielen will. Soll die Ladesäule (gerne auch mehrere) umsonst sein? Soll aus Steuergeldern das Füllhorn über die Bürger ausgeschüttet werden?

Oder wäre es vernünftiger, in der Gemeinde eine Kommunikationsplattform, z.B. einen Elektrostammtisch, zu initiieren? Hier könnten Installationsfirmen, Autohändler, Taxis etc. zusammenkommen.

Alle Dienstleistungen würden dann von den lokalen Geschäftsleuten erbracht. Da die Werkstätten vor schwierigen Veränderungen stehen, wäre es sinnvoll, sie zu stärken, denn jede Gemeinde braucht Gewerbesteuereinnahmen.

Also bleibt die Frage: Steuergelder verteilen oder die lokale Wirtschaft stärken?

Dies kann natürlich auch in einer Zusammenarbeit mit der Gemeinde geschehen. Hier im Umland gibt es einen Vermieter von Elektroautos. Der brauchte eine vernünftige Lademöglichkeit. Also hat die Gemeinde einen Anschluss an den Straßenrand gebaut. Der Vermieter hat dann eine Ladesäule aufgestellt und einen Öko-Stromvertrag abgeschlossen. Die Gemeinde hat nun auf ihr eigenes Auto verzichtet und mietet bei Bedarf ein Elektroauto. Alle gewinnen: die Gemeinde hat eine deutliche Ersparnis, der Vermieter hat eine Ladesäule und Einkommen. Und andere Bürger haben bei Bedarf die Möglichkeit ebenfalls vor dem Rathaus zu laden – gegen ein geringes Entgelt.

Den Grundsatz, dass Geschäfte Leistungen erbringen sollen, kann die Gemeinde in geringem Umfang sicherlich durchbrechen.  Als Fremdenverkehrsort macht es sich gut, wenn man eine freie Lademöglichkeit für Durchreisende anbietet. Die Gefahr ist immer, dass solche Säulen von Einheimischen blockiert werden. Man sollte deshalb den Zugang auf einfache Art steuern. So könnte das Touristenbüro tagsüber und die nächste Tankstelle nachts einen Zugangscode ausgeben. Schön wäre hier der Zugang 24/7-also rund um die Uhr.

Die Frage, für wen bieten wir eine Lademöglichkeit an, führt uns zu einer besonderen Benutzergruppe. In den Jahren, in denen keine industriell gefertigten Elektroautos angeboten wurden, haben Enthusiasten oft eigene Autos gebaur oder umgebaut. Se haben die Idee über Jahre weitergetragen. Nun können diese Autos natürlich keine Typ 2 Ladung. Es wäre daher schön, wenn man an einzelnen Orten auch Lademöglichkeiten mit Schuko, Camping-Stecker und roter CEE-Buchse anbieten würde.

Noch etwas wäre schön: wenn die Aufladung etwas kosten soll, dann bitte mit einem Münzautomaten. Der kostet nur wenig, wenn man ein Standardmodell z.B. für Parkgebühren nimmt. Und der ladende Bürger muss keine Datenspur hinterlassen.

Eine Ladesäule ist immer auch ein Platz, an dem ein Autofahrer eine Pause macht. Sinnvoll wäre es daher insbesondere für gemeindliche Ladesäulen ein wenig Werbung rund um die Ladesäule anzubringen. Wo kann ich etwas essen und trinken, wo könnte ich übernachten, welche Geschäfte gibt es in der Nähe, welche Attraktionen bietet die Gemeinde und welche Dienstleistungen gibt es für den Fahrer: Toilette, WLAN, etc.? Was kann ich in der „Ladeweile“ tun?

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