Presse

Ein Kapitel für sich sind die Presseorgane.

Ich verfolge mit Interesse die Informationen, die die Firma Tesla veröffentlicht. Mein Englisch reicht dafür aus. Fluchen kann ich nicht auf Englisch, aber Fachartikel gehen ganz gut. Und ich lese (im Internet) Artikel in Zeitungen.

Mir fallen hier massive Diskrepanzen auf.

Es gibt eine ganze Reihe von Vorfällen: einer war eine Sendung der Reihe „Top Gear“. Es gibt Menschen, die empfinden diese Serie als Ausdruck britischen Humors. Vielleicht haben sie recht. Das erste Auto von Tesla, ein Roadster mit Sportwagen Kenndaten, wurde vom Top Gear Team getestet. Leider blieb das Elektroauto mitten in der Aufzeichnung stehen. Es wurde mit großem Aufwand abgeschleppt. Die Heimfahrt trat das Auto ohne weitere Massnahmen an. Jemand fand das Manuskript, in dem das sogenannte Scheitern vorab geplant war. Nach britischem Rechtsverständnis darf trotzdem diese Show weiterhin ausgestrahlt werden.

Schön war dagegen der Test der neuen SuperCharger entlang der Ostküste der USA. Tesla stellte einem Journalisten (John Broder) der New York Times ein Auto zur Verfügung, um einmal die Ostküste entlang zu fahren und die neuen SuperCharger zu testen. Sein Artikel – man ahnt es nun schon – zeigte seinen Tesla auf einem Abschleppwagen. Wieder einmal nicht geschafft. Oder doch? Die Fa. Tesla hatte dazugelernt und das Auto mit einer Aufzeichnung ausgerüstet. Dieser Journalist vergaß zu laden, erhöhte die Innentemperatur (obwohl er anderes schrieb), fuhr schnell (obwohl er anderes schrieb) und das Beste war, er fuhr auf einem engen Parkplatz (100 Stellplätze) vor einer Ladestation ca. einen Kilometer hin und her, um die Batterie leer zu fahren. Ohne Erfolg. Es blieb also nur, zu wenig zu laden und liegen zu bleiben. Wie wäre sonst ein so schöner Artikel zustande gekomen?

Aber viele deutsche Veröffentlichungen stehen dem keineswegs nach. Hier wird vom Großmaul Elon Musk berichtet, von möglichen Problemen und sehr gerne von deutschen Autos, die in wenigen Jahren auch etwas können sollen.

Bekannt wurde eine Aktion von AMS (Auto-Motor-Sport) und dem TÜV Süd. Die beiden haben eine Messverfahren für Elektroautos entwickelt, das auf wenigen Messungen und vielen Berechnungen basierte. Das Ergebnis war niederschmetternd. Selbst ein Tesla schien nicht mehr von München nach Stuttgart zu kommen. Eine Gruppe von Elektrofahren organisierte in Hilden, in einem Ladepark des lokalen Bäckers, eine kontrollierte Ausfahrt. Die Teilnehmer mit ihren verschiedenen Autos fuhren auf der Autobahn solange, bis die Anzeige 50% Reichweite meldete und fuhren dann zurück. Ein paar Scherzkekse fuhren langsam sogar bis zur Küste und zurück.

Das Ergebnis: keine Übereinstimmung mit den Daten von AMS und TÜV. Lassen Sie sich besser bei Ihrer nächsten TÜV Untersuchung möglichst viele Messwerte ausdrucken.

Der Zukunftsforscher Lars Thomsen aus Zürich hatte einen 100.000 EUR Tesla angeboten, wenn die Redaktion der AMS zum Treffen käme und ihre Daten richtig wären. Nein, AMS kam nicht.

Um der Wahrheit die Ehre zu geben, darf man AMS auch bescheinigen, dass sie an anderer Stelle umfänglich und korrekt berichtet haben (z.B. beim Ladezeit-Weltrekord Tarifa-Nordkapp).

Noch eine Geschichte finde ich für die Qualität der deutschen Presse charakteristisch. Tesla baut zusamen mit Panasonic ein neues Batteriewerk in Nevada. Es wird die Weltproduktion von Lithium-Ionen Batterien verdoppeln. Als die ersten Mitarbeiter von Panasonic auf der Baustelle erschienen, titelte eine deutsche Wirtschaftzeitung „Schafft Tesla es nicht alleine?“ Toll!

Am 7.8.2015 wurde die Sicherheit Im Tesla Model S „diskutiert“. Da gab es Überschriften wie „Horrorvorstellung bei Tesla – Model S stoppt“ (http://www.deraktionaer.de/aktie/displayAction-164520.htm), „Jetzt auch Tesla Auto gehackt“ (http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/neue-mobilitaet/sicherheitsforscher-hacken-nach-jeep-hack-auch-tesla-auto-13738472.html).

Was war passiert? Tesla selbst hat Sicherheitsforscher der Firmen Lookout und Cloudflare mit Versuchen beauftragt, das Auto elektronisch anzugreifen. Von außen ist es nicht gelungen. Erst als die Forscher im Fahrzeug saßen und über Kabel Zugang zu den Schnittstellen des Unterhaltungsteils hatten, konnten sie den Motor abstellen. Sie hatten dazu zwei Jahre Zeit. Im Ergebnis lobten sie die Sicherheitsarchitektur bei Tesla. Schön ist es, dass diese bei allen fahrenden Teslas durch ein automatisches Update per Funk weiter verbessert wird.

Nett war eine andere Geschichte. Am 1. April 2014 veröffentlichte Tesla eine Pressemitteilung, in der das Model W angekündigt wurde. Es war eine Uhr in Form des Uhrenturms des britischen Parlaments. Sie stand im Bild einige Zentimeter vom Handgelenk ab. Als besonderen Vorzug sollte sie nicht nur die Zeit, sondern auch das Datum enzeigen können.

Der Börsenkurs stieg danach um 2%. Er fiel am Abend wieder. So funktionieren Finanzmärkte.

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